Mitbestimmen auf dem Weg in die Industrie 4.0 – Unternehmerisches Planspiel am Mariengymnasium in Arnsberg

Der erfolgreiche Landwirtschaftsmaschinenbauer „Schmitz-KG“ möchte sich zukunftsfähig aufstellen und einen weiteren Schritt in Richtung Industrie 4.0 gehen. Dafür sollen kollaborative Roboter, sogenannte „Cobots“, angeschafft werden, um z. B. in der Endphase der Produktion schneller und individuell auf spezielle Kundenwünsche reagieren zu können. Die angeschafften „Cobots“ sollen gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern arbeiten. Dadurch verändern sich ihre Tätigkeiten und Aufgaben, manche Bereiche werden durch die digitalen Systeme vermutlich auch ersetzt. Eine solche neue Anschaffung führt in einem mittelständischen Unternehmen wie der „Schmitz-KG“ zu großen Aufruhen.
Was das bedeutet, erlebten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe der EF des Mariengymnasiums Arnsberg am 13. und 14.09.2022 anhand eines Planspiels zum Thema „Mitbestimmung 4.0 – Wie kann die digitalisierte Arbeitswelt gestaltet werden?“.
Das Planspiel hat am Mariengymnasium bereits Tradition und wird im Rahmen des Projekts „Wirtschaftsethik an Schulen“ der Kommende-Stiftung beneVolens zum vierten Mal angeboten. Nach langer Umbaupause der IHK Arnsberg fand das Planspiel nun wieder in dessen Räumlichkeiten statt. Die Atmosphäre der frisch renovierten Räume unterstützte die Schülerinnen und Schülern dabei, sich in die Geschäfts- und Arbeitswelt einzufinden und sich in die Rollen von Betriebsrat, Arbeiterinnen und Arbeiter, der Geschäftsleitung der Schmitz KG, die KUKA AG (deutscher Cobot-Hersteller) und der Presse hinzuversetzen.

Die Geschäftsführung möchte aus ökonomischen Gründen in die Cobots investieren, während die Arbeiterinnen und Arbeiter Angst vor Entlassungen haben. Der Betriebsrat hat Schwierigkeiten diese Positionen zu verbinden. Die Presse dokumentiert und kommentiert die Verhandlungen. In einer ersten Pressekonferenz wird deutlich, wie kompliziert eine Entscheidungsfindung wird. Während die Geschäftsleitung mit Vertreterinnen und Vertreter der KUKA AG über Preise und Garantien verhandelt, diskutieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Betriebsrat über konkrete Forderungen, wie die Höhe von Abfindungen, Weiterbildungsmaßnahmen etc., die sie bei der Geschäftsleitung vorbringen.

Die Schülerinnen und Schüler erlebten, dass sie einer Lösung nicht näherkamen, wenn sie jeweils auf ihrem eigenen Standpunkt beharrten, sondern dass sie sich gegenseitig entgegenkommen mussten. Gemeinsam wurde nach einer unternehmerisch sinnvollen und sozialverträglichen Entscheidung zum Einsatz von den Cobots gesucht, um die Anschaffung dieser Cobots ohne die Entlassung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu realisieren. Auch musste die Frage erörter werden, ob es grundsätzliche eine gute Entscheidung war, diesen Schritt zu gehen.
Nach aufgeheizten Diskussionen rauften sich die einzelnen Parteien zusammen und begannen konstruktiv miteinander zu verhandeln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter boten an, ihre Forderungen nach kostenlosen Weiterbildungen und Arbeitsplatzsicherheit in einem separaten Vertrag mit der Geschäftsführung zu formulieren. Die Geschäftsleitung stimmte mit dem Betriebsrat ab, vorerst weniger Cobots zu erwerben und bei erfolgreicher Integration im Betrieb weiter in Richtung Industrie 4.0 zu gehen.

Das Planspiel vermittelte den Schülerinnen und Schülern auf lebensnahe und kreative Weise unternehmerische Kenntnisse. Die Aufgaben eines Unternehmens wurden ebenso wie die Organisation und Spannungsfelder in einem Unternehmen deutlich. Die Schülerinnen und Schüler lernten die Einflussmöglichkeiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kennen und auch die Entwicklung einer ethischen und verantwortungsbewussten Einstellung wurde gestärkt. Am Ende des diesjährigen Planspiels waren die Schülerinnen und Schüler zufrieden mit ihrem Kompromiss und stellten gleichzeitig fest: „Das Planspiel hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß Interessenskonflikte in Unternehmen sein können und wie schwierig es ist, damit gut umzugehen und alle Interessen im Blick zu haben.“

In das Planspiel eingebettet war ein vorhergehender theoretischer Grundlagentag, in dessen Rahmen die Schülerinnen und Schüler sich mit wichtigen Themen im Bereich Unternehmen auseinandersetzen.


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