Poetry-Slam Workshop am Mariengymnasium
Die Poetry-Slams boomen in Deutschland: Überall gibt es neue „Slam-Meister“ und „Best-of-Slams“. Die Geschicktesten unter ihnen schaffen es auf die Bestsellerlisten und einige wechseln ins Comedy-Fach, dort gibt es einfach mehr Geld zu verdienen. Auch Thorsten Sträter, unser Partner für „Schule gegen Rassismus“, hat einmal auf einer Slam-Bühne begonnen.
Am Mariengymnasium ging es am 17. Mai etwas leiser zu. Wir durften Jule Keller begrüßen, die uns Schreibwütigen aus der EF die Kunst der Slam-Poetry näherbrachte.
Erscheint Jule auf den ersten Blick zurückhaltend, so ändert sich dieser Eindruck, sobald sie auf der klitzekleinen Bühne im N14 sprachgewaltige Slams vorträgt. Es sind keine Lacher, die so viele ihrer Kollegen erzeugen wollen, und die uns auf den Stühlen ehrfürchtig erstarren lassen, vielmehr ist es ihre Art, konzentrierte und dichte Texte zu schreiben, die uns unter die Haut gehen: der tiefe Blick einer Enkelin auf die prägende Vergangenheit ihres Großvaters zum Beispiel oder die schonungslose Darstellung des verzweifelnden Lebens eines krebskranken Jungen.
Jule schuf an diesem Freitagnachmittag durch ihre warmherzige Art eine entspannte Atmosphäre, in der jeder Schüler und jede Schülerin sich öffnen und sein Innerstes aufs Papier bringen konnte - und anschließend auf die Bühne des Klassenraums. Sie gab wertvolle Tipps, wie man seinen Auftritt und das Geschriebene verbessern konnte und vermittelte jedem das Gefühl, etwas Großartiges geleistet zu haben. Und wir haben einige großartige Texte gehört.
Davon brauchen wir mehr im Schulalltag: Menschen, die anderen eine Kunst(form) authentisch vermitteln, so dass diese davon angesteckt werden, es ihnen nachzutun.
Noch am selben Abend konnte Jule übrigens das Publikum in Essen von sich überzeugen.
Für alle, die neugierig geworden sind, gibt’s den Live-Mitschnitt auf Youtube: https://youtu.be/P16w17dofm4
(Iris Niemann, Deutschlehrerin)