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Schulgeschichte

Gründung der Schule im Jahre 1889

  • Das Mariengymnasium in Arnsberg wurde am 20.02.1889 gegründet.
  • Wegbereiterin für die Schulgründung war damals Schwester M. Hedwig von Bocholtz-Asseburg, welche gemeinsam mit der Arnsberger Bürgerschaft das Ziel verfolgte, eine höhere Schule für Mädchen zu eröffnen, damit auch diesen ein Zugang zur Bildung ermöglicht werden konnte.
  • Schwester M. Hedwig war die Oberin des Ordens der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Der Arnsberg Propst, Christian Kroll, unterstützte den Ordnen tatkräftig, um die Schulgründung verwirklichen zu können.
  • Das Mariengymnasium galt zur damaligen Zeit als erste katholische Tochterschule in der Region. In den ersten Jahren hatte die Schule etwa 25 Lehrerinnen, die alle dem Orden der Armen Schulschwestern angehörten.
  • Neben der normalen Schulbildung betrachteten die Schwestern die Ausbildung von Lehrerinnen als wichtige Aufgabe. Bis zur Eröffnung des staatlichen Lehrerinnenseminars im Jahre 1906 wurden etwa 200 Lehrerinnen am Mariengymnasium ausgebildet.
  • Die Schule war anfangs ausgelegt auf etwa 250 bis 300 Schülerinnen, von denen einige in einem zur Schule gehörigen Internat wohnten.

 

Das Mariengymnasium im Ersten Weltkrieg

  • Der große Handarbeitssaal im Schulhaus wurde als Zentrale für Näharbeiten des Roten Kreuzes gebraucht. Die Schülerinnen nähten und strickten während der Nadelarbeitsstunden und in ihrer Freizeit, sodass im Laufe des Krieges 225 Paar Strümpfe, 80 Paar Kniewärmer, 80 Leibbinden, 58 Paar Handschuhe, 54 Paar Stauchen, 147 Paar Ohrenwärmer und 14 Kopfschützer an die Front geschickt werden konnten.
  • Um den Schulbetrieb weiter finanzieren zu können, wurde im Sommer 1918 eine große Laubsammelaktion durchgeführt. Auf Veranlassung der Schulbehörde zogen einzelne Klassen des Mariengymnasiums in die benachbarten Wälder, um Bucheckern, Eicheln, Kastanien und Heilkräuter zu sammeln. An einem schulfreien Tag schafften es die Schüler, 145 Zentner Laubheu zusammenzutragen. Das Pfund Laubheu wurde mit 4 Pfennig bezahlt, sodass 580 Mark zusammengekommen sind.

 

Das Mariengymnasium in der Weimarer Republik

  • Nachdem die Freude über das Ende des Ersten Weltkrieges groß war, erschwerte die Inflation im Jahre 1923 den Schulbetrieb.
  • So betrug im ersten Jahr das Schulgeld für die Arnsberger Schülerinnen 12 500 Mark, für Auswärtige 15 000. Im zweiten Quartal wurden 20 000 bzw. 25 000 Mark gezahlt, im Oktober 37 bzw. 46 Millionen Mark, in der ersten Novemberhälfte 16 bzw. 20 Milliarden.
  • Angesichts der Inflation stiegen auch die Lehrergehälter ins Unermessliche . Im November 1923, als sich die Geldentwertung sich täglich steigerte, mussten die Gehälter dreimal in der Woche berechnet und ausgezahlt werden.
  • Trotz der Notzeit wurde am Mariengymnasium die Notwendigkeit erkannt, dass Frauen auch Zugang zu Berufen, die ein Hochschulstudium verlangten, erhalten sollten. Daher war man bestrebt, das Lyzeum zum Oberlyzeum auszubauen. Damit dies vom Staat genehmigt wurde, mussten die Schulschwestern die Erklärung abgeben, für das Oberlyzeum künftig keine Staatsmittel in Anspruch nehmen zu wollen. Am 6. März 1925 erreichte die Schule die frohe Nachricht, dass das Oberlyzeum genehmigt wurde, sodass im Jahre 1928 (vor 86 Jahren) die ersten Absolventinnen das Abiturexamen ablegten, da das Mariengymnasium von nun an das Recht „zur Abhaltung der Reifeprüfung“ besaß.

 

Das Mariengymnasium zur Zeit des Nationalsozialismus

  • das 50-jährige Schuljubiläum im Jahre 1939 gab wenig Anlass zur Freude. Denn mit dem Ende des Schuljahres 1938/ 39 mussten die Schulschwestern ihre Unterrichtstätigkeit aufgeben.
  • Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 versuchten die Nationalsozialisten die Gleichschaltung auch im Bildungswesen voranzutreiben. So wurde am 25. April 1935 Brede, das Mutterhaus der Westfälischen Ordensprovinz, von der Vertretern der Gestapo durchsucht. Obwohl keine staatsfeindlichen Schriftstücke gefunden werden konnten, wurde die Oberin des Hauses, Schwester M. Canisa Brüggemann, zur Einschüchterung verhaftet und ins Polizeigefängnis nach Dortmund gebracht. Wegen angeblicher „Devisenverbrechen“ wurde sie zur zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Zwar konnte sie - aufgrund der Zahlung von hohen Geldbeträgen des Hauptmutterhauses in München - ihre Haft am Heiligen Abend 1936 vorzeitig beenden, jedoch hat sie während ihrer Haftzeit sehr gelitten.
  • Propst Böhmer, der in seiner Kirche am nächsten Sonntag nach ihrer Verhaftung für die inhaftierte Oberin öffentlich beten ließ, wurde wegen „Vergehen gegen die Partei“ auch festgenommen.
  • Im Januar 1937 ereilte den Orden schließlich die Nachricht, dass das Oberlyzeum in der Weise aufgelöst werden sollte, dass von Ostern 1937 an bei den Lyzeen die unterste Klasse und bei dem Oberlyzeum die Obersekunda wegfallen sollte. Trotz der mutigen Proteste und dem Hinweis, dass mit Blick auf das Konkordat Rechtsbruch begangen wurde, konnte nicht verhindert werden, dass die Behörde sich dafür entschied, die Restklassen gegen den ursprünglichen Plan bereits zu Ostern 1939 zu schließen.
  • Die Schwestern wurden nach der Schließung der Schule dazu gezwungen, das Schulgebäude zu vermieten. Das Internat blieb zwar bestehen, stand aber nicht mehr unter der Leitung der Schwestern.
  • Da sich die Nationalsozialisten vor dem christlichen Einfluss der Schlussschwestern fürchteten, achteten sie vehement darauf, dass diese heimlich keinen Privatunterricht in der Nachbarschaft gaben. Selbst den kirchlichen Religionsunterricht konnten sie nicht ungestört erteilen.
  • Während manche Schwestern zum Lazarettdienst eingeteilt wurden, richteten zwei Schwestern mit Kneipp-Ausbildung im Schulhauskeller eine Kneipp’sche Kuranalge ein, wodurch während des Krieges Frauen aufgenommen werden konnten, die eine Kur benötigten.

 

Das Mariengymnasium nach dem Zweiten Weltkrieg

  • Trotz erheblicher Widerstände und Hindernisse, den Schulbetrieb am Mariengymnasium wieder aufzunehmen, genehmigte der Oberpräsident von Amelunxen am 5. Dezember 1945, nachdem er von Erzbischof Jäger davon überzeugt wurde, „im Rahmen der Wiedergutmachung“ die Wiedereröffnung.
  • Es war kein einfacher Anfang, weil es an Schulbüchern, Papier und „Schulutensilien“ wie Kreide und Tinte fehlte. Da auch keine Schulbänke vorhanden waren, lieferten Förster Holz von zerstörten Bäumen, damit in einem Gartenhaus Sitzmöglichkeiten für die Schüler hergestellt werden konnten.
  • Mit dem Ende des Schuljahres 1947/ 48 genehmigte das Provinzialschulkollegium Schwester M. Hilberta Brand als neue Direktorin.
  • 1984 wurde mit Herrn Weber die Schulleitung erstmals von einer weltlichen und männlichen Person übernommen.
  • Seit 1985 nahm die Schule erstmalig Jungen auf.
  • Im Jahre 1991 wurde das Erzbistum Paderborn neuer Träger des Mariengymnasiums.
  • Im Jahr 2009 ging mit Schwester Renate, die leider im letzten Jahr verstorben ist, die letzte Ordensschwester aus dem Lehrerkollegium in Pension.

 

Räumliche Veränderungen

  • Zunächst nutze das Mariengymnasium ein bereits bestehendes Gebäude, welches etwa zwischen 1818 und 1822 gebaut wurde und direkt an der Königsstraße liegt.
  • Im Jahre 1898 wurden zwei weitere Gebäudetrakte und eine neugotische Kapelle errichtet.
  • 2003 wurde der Neubau fertiggestellt und somit die Schule vergrößert. Durch den Anbau entstanden unter anderem eine neue Turnhalle, das Forum und weitere neue Räume.
  • In den folgenden Jahren wurde der Schulhof durch zwei Spielgeräte erweitert. Außerdem ist hinter der neuen Turnhalle das „grüne“ Klassenzimmer entstanden.
  • Des Weiteren wurden die an das Schulgrundstück angrenzenden Bürgergärten inklusive der klassizistischen Gartenpavillons erneuert. Im Jahr 2011 wurde die Cafeteria durch einen Anbau erweitert.
  • An der Stelle, wo früher die ersten Anbauten an das ehemalige Hauptgebäude standen, steht heute ein Neubau der neuen Seniorenwohnanlage, die von einem Investor zwischen 2003 und 2011 errichtet wurde. Das älteste bzw. erste Gebäude des Mariengymnasiums dient derzeit als Hauptgebäude der Seniorenwohnanlage und ist im Zuge des Neubaus restauriert worden.

 

Das Einwirken der Schulschwerstern auf die Entwicklung des Mariengymnasiums

(Zusammenfassung eines Interviews, das die Schülerinnen Julia Kemmerling und Clara Raffenberg aus der Jahrgangsstuefe Q2 mit Schwester Monika, Schwester Birgit und Schwester Kunigunde, sowie Schwester Hildergardis und Schwester Alberta im Kloster Brede führten)

 

 

Als erstes meldete sich Schwester Monika zu Wort. Von 1973 bis 1996 unterrichtete sie am Mariengymnasium. Die berichtete über damalige Beziehung zu Lehrern, Eltern und Schülern. Oft betonte sie das harmonische Zusammenarbeiten mit den Schülern und ihren Eltern beim Planen gemeinsamer Aktivitäten, wie Adventsfeiern und Ausflügen. In Anekdoten erzählte Schwester Monika über besondere Momente mit ihren Schülern, die durchaus nicht immer mit Unterricht verbunden waren. Es wurde respektvoll und freundschaftlich miteinander umgegangen. So erzählte sie, zum Beispiel Geschichten über Streiche, die sie mit ihren Schülern spielte, und über gemeinsames Kartoffelgrillen nach einem langen Wandertag an der Sorpe.

Auch über das Verhältnis zu den Lehrern fielen nur positive Worte. So konnte sich Schwester Monika noch gut an das gemeinsame Kochen erinnern, ebenso wie an einige ehemalige Kollegen und Schüler, die mittlerweile selbst als Lehrer tätig sind.

Abschließend äußerte sie sich über ihre Zeit am Mariengymnasium: „Das war an sich meine schönste Zeit. [...] Ich war gerne in der Schule!“

Ebenso konnte uns Schwester Birgit, welche ab 1954 an unserer Schule lehrte, viel über ihre Schüler und den von ihr geleiteten Textilunterricht erzählen. Damals lernten noch ausschließlich weibliche Schüler das Nähen mit der Nähmaschine. Schwester Birgit berichtete darüber, dass ihre Schülerinnen die Grundlagen schnell beherrschten und, dass in ihrem Unterricht viele individuelle Arbeiten entstanden. Freudig erinnerte sie sich an ein Gespräch mit zwei ehemaligen Schülerinnen, die ihr sagten: „Hätten wir das damals nicht alles bei ihnen gelernt, ich könnte heute nichts davon“.

Zudem erzählte sie uns vom ersten Unterricht mit Mädchen und Jungen. Nachdem auch die Jungen einige Grundlagen im Umgang mit Nähmaschine und Stricknadel gelernt hatten, bot Schwester Birgit auch Holzarbeiten für ihre neuen Schüler an. Stolz zeigte sie uns einige Fotos von Werken ihrer Schüler, darunter auch ein beeindruckender Nachbau eines Domes, an dem einer ihrer Schüler ein ganzes Jahr gearbeitet hatte.

Auch außerschulisch erfuhren wir von einem engagierten Verhältnis zu den Schülern. Viele der Kostüme, die in Musicals und Theateraufführungen gebraucht wurden, wurden von Schwester Birgit geschneidert. Sie fertigte für ihre Schüler bis zu 70 Kostüme für ein einzelnes Stück an. Es existieren zahlreiche Fotos der Aufführungen der Schüler. Die Kostüme von Schwester Birgit sind bis heute noch im Besitz unserer Schule.

Im Interview wurde auch deutlich, dass es ein großes Vertrauensverhältnis zwischen den Schwestern und den Schülern gab. Die Schwestern erzählten uns, dass an einem Tag eine Schülergruppe aufgelöst zu ihnen gekommen war, da die Schüler versehentlich eine Lampe kaputt gemacht hatten. Die Schwestern freuten sich darüber, dass die Schüler sich gemeldet hatten. Sie sagten, daher sei es nicht so schlimm, da sie eine Versicherung hätten.

Weiterhin interviewten wir auch noch die ehemaligen Lehrerinnen Frau Laue und Frau Welling.

In diesen Interviews wurde deutlich, dass eine Gleichberechtigung unter den Lehrern herrschte. Niemand wurde bevorzugt oder ausgegrenzt. Außerdem wurde uns erzählt, dass die Schulschwestern den gleichen Tagesrhythmus wie die anderen Lehrer hatten. Es gab also keine Unterbrechungen für Gebete oder ähnliches. Die Gebetszeiten wurden also entweder vor oder nach der Schule eingehalten.

Besonders betont wurde, dass im Gegensatz zu anderen Schulen, am Mariengymnasium ein „einheitlicher Geist“ herrschte.

Das Kollegium hielt zusammen und war untereinander befreundet. Es wurden beispielsweise Feste veranstaltet wie ein Osterfest. Außerdem gaben sie sich auch gegenseitige Spitznamen wie „die wohlwollende Wolke“.

Um aber nicht nur die Sichtweise der Lehrer zu beleuchten, sondern um auch auf die Seite der Schüler zurückgreifen zu können, haben wir ebenfalls ehemalige Schüler des Mariengymnasiums wie Frau Laue, die kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ihr Abitur gemacht hatte und Herrn Dr. Sölken, der von 1985 bis 1994 Schüler am Mariengymnasium war, befragt.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwar eine Schwester als Schulleiterin, jedoch in Zusammenarbeit mit einem kommissarischen Leiter. Die Zusammenarbeit mit dem kommissarischen Leiter wurde nach einiger Zeit aufgehoben.

Die Schüler vertrauten den Schulschwestern und hatten auch ein sehr positives Verhältnis zu ihnen. Jedoch waren für einige Schüler die Schwestern besonders, andere sahen sie als reguläre Lehrer an.  Was uns allerdings sehr überrascht hat, war, dass die Schwestern das Essen bei Festen nur unter sich, in der Klausur, zu sich nahmen. Auf Klassenfahrten wurden sie von dieser „Regel“ befreit und aßen mit den Schülern zusammen.

Auch hier erinnern sich die Schüler an die gemeinsamen Feste und Aufführungen mit den Schwestern. Sie freuten sehr die Gelegenheit zu bekommen, über ihre Schulzeit zu sprechen und so auch ein Teil unseres Jubiläums zu werden.

Im Laufe der Zeit gab es immer weniger Schulschwestern, sodass es schließlich nur noch Schwester Renate gab.

Um diese Zeit genauer zu beleuchten, haben wir unsere Eindrücke zu der letzten verblieben Schulschwester dargestellt, da wir zu den letzten Jahrgängen gehörten, die noch von einer Schulschwester unterrichtet wurden.

Insgesamt herrschte ein respektvoller Umgang. Sie übte ihre Rolle als Lehrerin sehr gewissenhaft aus. Beispielsweise kam sie immer genau zum Schellen in die Klasse und korrigierte eine Klassenarbeit innerhalb eines Tages. Schwester Renates Auftreten war bestimmt, aber auch herzlich, sodass man ihr sehr schnell Vertrauen schenkte.

Sie war für uns auch etwas sehr Besonderes, da Schulschwestern nicht mehr alltäglich waren.

Durch unsere Recherchen haben wir vieles über die Schulschwestern, ihren Lebensweg und ihren Einfluss auf die Schule erfahren. Sowohl Lehrer, Schüler als auch die Schulschwestern selber erzählten in den Interviews von einem harmonischen gemeinsamen Schulleben und Verhältnis untereinander. Viele fanden es schade, dass heute keine Schwestern mehr am Mariengymnasium unterrichten. Doch alle erinnerten sich gerne an die Zeit zurück.

Alles in allem kann man sagen, dass die Schulschwestern einen sehr großen Einfluss auf unsere Schule genommen haben. Nicht nur, da sie die Gründung des Mariengymnasiums erst ermöglicht haben, sondern auch, da sie sich so sehr für die Schule und die Schüler eingesetzt haben und so die letzten 125 Jahre zu einer unvergesslichen Zeit werden ließen.

Auch wenn sie heute weitgehend keinen Einfluss mehr auf unser Schulleben haben, haben sie dennoch in früheren Zeiten die besondere Atmosphäre und den guten Zusammenhalt in dieser Schule gestärkt, der auch ohne sie hoffentlich noch lange erhalten bleibt und unsere Schule zu etwas ganz Besonderem werden lässt.

(Lea Gromoll, Julia Kemmerling, Clara Raffenberg, Michelle Wortmann aus der Jahrgangsstufe Q2)

 

Die Einführung der Koedukation am Mariengymnasium

(erarbeitet: von Mona Bruhn, Hannah Cordes, Saskia Hochstein und Tamara Pietz aus der Jahrgangsstufe Q2)

Im Schuljahr 1984/ 84 hat Herr Winfried Weber, passend zur Aufnahme der ersten Jungen an der Schule ein Jahr später, als erster Mann die Schulleitung übernommen. Vorher wurde dieses Amt nur von Schulschwestern bekleidet.

Die Koedukation wurde schließlich zum Schuljahr 1985/1986, welches am 5. August 1985 begann, am Mariengymnasium eingeführt. In demselben Jahr kam auch unsere heutige Schulleiterin Frau Ostermann-Fette an die Schule.

Die ersten männlichen Schüler erfuhren zumeist durch ältere Schwestern, die bereits am Mariengymnasium unterrichtet wurden, von der Möglichkeit, ebenfalls diese Schule zu besuchen.

Die ersten Jungen kamen sowohl in die fünfte als auch in die elfte Klasse.

Während in der fünften Klasse ein Verhältnis von zwei Dritteln Schülerinnen und einem Drittel Schülern herrschte, kamen die Jungen nur vereinzelt in die Oberstufe.

Angesichts der ersten männlichen Abiturienten erschien in der Westfälischen Rundschau vom 12. Mai 1989 ein Artikel mit der Überschrift: „Novum am Mariengymnasium: Drei Jungen in der Abiturienta“, in welchem über die Einführung der Koedukation anhand des Beispiels der Schüler in der Oberstufe berichtet wurde.

Doch welche Gründe sprachen für die Einführung der Koedukation?

Motive für diese grundlegende Veränderung am Mariengymnasium waren zum einen die sinkende Zahl der Schülerinnen in den 1980er Jahren. Daraus ergaben sich einige Organisationsprobleme. Zum Beispiel war die Auswahl an Leistungskursen stark eingeschränkt. Zum anderen galten geschlechtergetrennte Schulen als nicht mehr zeitgemäß. Zusätzlich stieg das Interesse der Jungen, eine katholische Schule zu besuchen.

Die Umwandlung des Mariengymnasium Arnsberg von einer Mädchenschule zu einer Schule für Jungen und Mädchen zog allerdings auch einige Veränderungen nach sich, die sowohl die Schüler als auch die Lehrer betrafen. Die Folgen erstreckten sich über Bereiche wie Schulalltag, das Zusammenleben oder auch einige neu entstandene Traditionen.

Es herrschte überwiegend eine lockere und unbefangene Herangehensweise an die Einführung der Koedukation vor. Diese wurde jedoch nicht von allen Seiten positiv angenommen.

Im Lehrerkollegium gab es zahlreiche Diskussionen über einen möglichen „moralischen und sittlichen Verfall“. Ältere Lehrer fürchteten einen schlechten Einfluss der Jungen auf die Mädchen.

Die von uns interviewten Lehrer berichteten uns, dass die Folgen sich individuell gestalteten. Der Schulalltag veränderte sich in der Weise, dass er durch das Hinzukommen der Jungen lebendiger, aber auch unruhiger und stressiger wurde. Ein Teil der Lehrer empfand dies als eine Bereicherung, andere empfanden es als negativ und hatten teilweise mit einer Überforderung zu kämpfen.

In jedem Fall lässt sich sagen, dass sich jeder Lehrer aufgrund der veränderten Situation umstellen und an die neuen Bedingungen anpassen musste, was nicht jedem leicht fiel. Im Lehrerkollegium herrschten daher verschiedene Methoden des Umgangs mit den neuen Schülern, die auch stark vom Alter oder Geschlecht abhingen.

Prägend im Zusammenleben war zudem, dass die Nonnen, die an der Schule unterrichteten, einen lockereren Umgang mit den neuen Schülern hatten als die meisten der weltlichen Lehrer.

Der Schulalltag brachte auch einige Veränderungen in der Konstellation der Kurse hervor. Nur der Sportunterricht der neunten und zehnten Klassen für Mädchen und Jungen fand aufgrund der unterschiedlichen Interessen getrennt statt. Auch in Werken und Nadelarbeit gab es weiterhin eine Trennung der Geschlechter. Ansonsten existierten nur gemischte Kurse.

Des Weiteren gab es Folgen im außerschulischen Bereich, da mit dem ersten gemischten Abiturjahrgang auch die Tradition von einer gemeinsamen Abschlussfahrt ihre Anfänge fand. Vor der Umwandlung fanden die Abschlussfahrten in die Leistungskurse aufgeteilt statt. Diese Tradition blieb in den meisten Jahrgängen bis heute erhalten.

Insgesamt konnten wir während unserer Recherche also herausfinden, dass nach der Umwandlung eine Gleichberechtigung unter den Geschlechtern gewährleistet wurde und dass die Veränderung größtenteils als positiv und der Ablauf als harmonisch beschrieben wurde. Die Jungen bereicherten das Schulleben und die Schulgemeinschaft in allen Punkten.

 

Das Leben im Internat (1889-1985)

(erarbeitet von Sophie Dierig, Sarah Hörnemann, Lisa Ringele, Theres Sauerwald und Laura Schulte aus der Jahrgangsstufe Q2)

„Befestigung und christlich religiöse Erziehung und Ausstattung mit den Kenntnissen und Fertigkeiten zur vollen und freudigen Erfüllung der Pflichten des späteren Lebens mit besondere Berücksichtigung der Handarbeiten und der Erlernung des Haushalts.“

(1890)

So lautete der Leitspruch der Ordensschwestern für die damalige Bildungseinrichtung. Diesen Leitspruch haben wir in einem alten Ordner von Schwester Perpetua entdeckt, in dem originale Dokumente, noch mit Schreibmaschine verfasst, untergebracht wurden. Dort haben wir sogar eine interessante Entdeckung gemacht. Wir haben nämlich den allerersten Brief eines Mädchens aus Lippstadt gefunden, was zugleich die erste Anfrage an den Propst gerichtete Anfrage für die Aufnahme in das Internat war. Auch die Antwort befindet sich in diesem Ordner. Darin sind zum Beispiel der Kostenbeitrag genannt oder die Aufgaben, die auf das Mädchen zukommen würden. Ferner ist davon die Rede, dass sie sich selber eine Kommode, ein Bett, etc. mitbringen musste.

Die Geschichte des Internats beginnt mit der Gründung der Schule im Mai des Jahres 1889. Schon einen Monat später kamen die ersten drei Mädchen in das Internat. Bis zum Ende desselben Jahres entwickelte sich dieses weiter, sodass sechs Pensionärinnen das Internat besuchten. Auf der Schule waren zu dieser Zeit 61 Schülerinnen, 11 Schwestern und eine Kandidatin.

Bis zum Jahre 1902 stieg die Anzahl der Schülerinnen und Internatsbesucherinnen stetig an. Die Schülerzahl lag nun bei 135, von denen 60 im Internat lebten.

Insgesamt hatte das Haus nur eine sehr dürftige Einrichtung, es beschränkte sich auf die notwendigsten Dinge. Aufgrund der wachsenden Entwicklung mussten aber zusätzliche Räume gemietet werden, und manche wurden sogar auf Räume der Schule umgelegt. Schließlich kam es dann zu einem Umbau des Internatsgebäudes.

Die wachsende Zahl der Internatsbesucherinnen konnte allerdings nicht aufrechterhalten werden. Immer weniger Mädchen lebten im Internat und die Nachfrage wurde immer geringer. So kam es im Jahre 1985 letztendlich zur Schließung des Internats.

Der Standort des Internats befand sich damals oberhalb des Schulhofes neben der Kapelle. Im Erdgeschoss waren die Küche und der Speisesaal. Außerdem gab es zwei weitere Stockwerke. Im ersten Stockwerk sind die Aufenthaltsräume gewesen, die später als Klassenräume dienten. Der zweite Stock hingegen bot die Gelegenheit zum Ausruhen, da sich dort die Schlafsäle befanden. Dort gab es zwanzig Betten in einzelnen Zellen, die Waschgelegenheiten boten, was sehr besonders war. Die richtigen Toiletten gab es allerdings erst auf dem Flur, wobei das Haus insgesamt sehr dürftig eingerichtet war.

Die Beweggründe, das Internat zu besuchen waren für viele Schülerinnen vor allem die weite Anreise aus ihrem Heimatort. Es lohnte sich aus Zeit und Kostengründen nicht, jeden Morgen nach Arnsberg zu fahren. Außerdem hatten viele Eltern kaum oder nur wenig Zeit, sich um ihre Töchter zu kümmern.

Zudem war das Internat recht kostengünstig - im Gegensatz zu dem in der Nähe gelegenen Internat in Herdringen. Das Internat in Arnsberg und das in Herdringen kooperierten aber, so besuchten sie sich beispielsweise gegenseitig bei Theateraufführungen.

Zum Schulleben haben wir viel durch ein Interview mit Frau Schulte-Hengesbach herausgefunden. Sie war selbst nicht Internatsschülerin, besuchte aber das Mariengymnasium.
Wir erfuhren, dass die Mädchen nie Hosen tragen durften, sondern nur einen Rock. Außerdem durften sie auch im Sommer keine kurzärmligen Oberteile tragen. Im Sportunterricht gab es ebenfalls eine Kleiderordnung: Alle trugen dunkelblaue Turnhosen mit einem Rock darüber, in dem Gymnastik gemacht wurde. Erst zum Geräteturnen durfte der Rock über der Hose ausgezogen werden.

Zudem besuchte man gemeinsam Gottesdienste. Alle Lehrerinnen an der Schule waren Ordensschwestern und das Verhältnis zu ihnen war gut, jedoch pflegten sie immer klare Regeln.

Oft sagten sie Sprüche wie: „Ihr müsst gehen wenn es am schönsten ist“.

Der Tagesablauf im Internat war sehr strukturiert. Morgens um 6.30 Uhr wurden alle Schülerinnen geweckt und sie mussten sich fertig für das Frühstück und den darauf folgenden Unterricht machen. Die erste Mahlzeit des Tages begann um 7.15 Uhr nach einem gemeinsam Morgengebet. Es gab Brot mit Marmelade, Käse oder Wurst. Nur selten, zum Beispiel zu besonderen Anlässen oder mal am Wochenende, wurden auch Brötchen gereicht.

Von 7.45 Uhr bis um etwa 12.30 Uhr fand der Unterricht im Mariengymnasium statt. Die Mädchen der niedrigeren Stufen mussten sich in Zweier-Reihen aufstellen und wurden so von einer Schwester hinüber in das andere Gebäude begleitet. Auch am Samstagvormittag wurde noch unterrichtet, ab dann hatten die Mädchen allerdings Wochenende und hatten ab nachmittags und den ganzen Sonntag lang Freizeit, bis es schließlich montagmorgens wieder die neue Woche begann. Alle zwei Wochen durfte man über diese zwei Tage seine Familie zu Hause besuchen.

Um 13.00 Uhr hatten schließlich alle Pensionärinnen im Speisesaal zu sein, nun wurde nach einem gemeinsamen Gebet Mittag gegessen. An einem Tisch saßen rund 20 Schülerinnen, von denen jede seinen ihren Platz mit einer eigenen Serviettenschublade hatte.

Der Mittag war zudem ein besonderer Zeitpunkt für alle. Denn es lagen endlich die sehnlichst erwarteten Briefe und Päckchen von Familie und Freunden aus der Heimat auf dem Tisch.

Nachdem das Essen verspeist wurde, sorgte ein sich regelmäßig abwechselnder Küchendienst für Ordnung. Im Anschluss erfolgte eine Lernzeit von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr, unterbrochen von einer halbstündigen Kaffeepause für alle um 15.30 Uhr. Während der Lernzeit herrschte absolute Stille und die Mädchen konzentrierten sich auf ihre zu erledigenden Aufgaben.

Diese mit Pflichten gefüllte Zeit gab es jedoch nicht jeden Tag. So wurden zum Beispiel Ausnahmen gemacht, wenn man zum Namenstag einer Freundin eingeladen wurde oder zum Tanzkurs angemeldet war. Ganz selten durfte man auch in die Stadt oder das Kino besuchen. Dies blieb zumeist nur den schon älteren Pensionärinnen vorbehalten. Das Engagement in Sportvereinen, wie man es von heute kennt, war damals nicht üblich. Es gab lediglich jeweils ein Sportfest im Winter und im Sommer, an dem jeweils alle Schülerinnen teilnahmen.

Um 18.30 Uhr fand nach einem gemeinsamen Abendgebet täglich das Abendessen statt, auf das um 20.30 Uhr die Nachtruhe folgte, zu der alle Mädchen in ihren Betten liegen mussten.

Diese ganzen Informationen haben wir aus Interviews gesammelt. Eins davon war besonders interessant, deshalb möchten wir es an dieser Stelle genauer vorstellen.

Bei der interviewten Person handelt sich um eine Frau , die von 1953 bis 1960 das Internat besuchte. Sie stammte ursprünglich aus Bremke, was etwa 30 km von Arnsberg entfernt liegt. Sie ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, es gab dort in der Nähe aber keine geeignete Schule und da der Weg nach Arnsberg zu weit war und ihre Eltern als Bauern auch wenig Zeit hatten, besuchte sie das Internat des Mariengymnasiums. Eine andere Möglichkeit wäre das Internat in Herdringen gewesen, dessen Kosten sie jedoch nicht tragen konnte.

Für sie war der Besuch des Internats allerdings keine Strafe, im Gegenteil, sie ging gerne aufs Internat. Es herrschte ein gutes Verhältnis zu den Schwestern vor und auch mit ihren Mitbewohnerinnen verstand sie sich gut. Außerdem konnte man alle zwei Wochenenden die Familie besuchen.

Sie sah den Internatsaufenthalt vor allem als eine große Chancen an, später ihren Traumberuf ergreifen zu können.

Zu Beginn war ihre Situation für sie nicht leicht, da viele andere Schülerinnen aus der Stadt kamen und sie sich erst an das gemeinsame Leben gewöhnen musste. Auch die Tatsache, dass es insgesamt eher wenig Freizeit gab, war für die Schülerinnen nicht schlimm. Man durfte die örtlichen Tanzkurse besuchen, das Beitreten in einen Sportverein war allerdings untersagt. Außerdem war es nicht erlaubt, sich mit Jungen zu treffen. Dagegen haben sich aber einige Mädchen gewehrt und sich heimlich mit Jungen vom Nachbargymnasium „Laurentianum“ am Rande des Schulhofes verabredet.

Insgesamt beschrieb sie die Zeit im Internat als eine sehr schöne und bedeutende Erfahrung in ihrem Leben, da sie an das Zusammenleben mit vielen anderen gewöhnt wurde, und von den Schwestern christliche Werte vermittelt bekommen hatte, die sie für ihr weiteres Leben, vor allem in ihrem Beruf als Lehrerin, positiv prägten.